Wann wird es wieder Sommer

 Ralf    27 Juni 2007 : 20:34
 Keine    Das tägliche Einerlei

Ein Sommer, wie es ihn früher einmal gab,

und da sag' noch einer, Schlager helfen einem nicht. Rudi Carrell hatte voll den Durchblick wink. Das sieht draußen und auch im TV-Wetterbericht mehr nach einem Sommersturm aus. Es ist nur am regnen und recht heftig am winden. Aber die dänische Wetter-Fee bleibt bei ihrem Standpunkt, dass es im Norden ab dem Nachmittag eine Wetterberuhigung geben soll. Schaun mer mal, um mit einer anderen Ikone zu sprechen. Die Aussicht für die nächsten Tage ist ganz positiv, viel mehr Sonne, es wird wieder wärmer und nur noch ganz wenig Wolken. Vielleicht können wir ab morgen wieder an den Strand, ich habe schon Entzug. Nur heute müssen wir noch irgendwie über die Bühne bekommen, der Große will in ein Museum nach Frederikshavn, wahrscheinlich werden wir das machen. Mit den Blagen im Ferienhaus abhängen ist nämlich auch nicht so witzig, die müssen raus und sich bewegen. Eigentlich wäre das wieder ein Wetter für einen Saunatag, aber das kann man schließlich auch nicht jeden Tag machen, also muss was anderes her und was bleibt einem anderes übrig, als irgendein Museum zu besuchen...

So, es ist nun Abend, es ist Zeit, zu erzählen, was es über den Rest des Tages zu berichten gibt. Die Pizza war super, ich bin immer noch pappsatt, die Reste wurden heute Abend vertilgt. Nach dem Essen wurde das Wetter beobachtet, der Wetterbericht auf TV2 hatte Recht: Die Wolkenrichtung hat sich von West auf Nord geändert, aber das war schon alles, es gab immer noch Regen. Also haben wir dem Wunsch der Nummer 1 entsprochen und sind nach Frederikshavn in das Bangsbo Museum gefahren. Wie so oft in Dänemark besteht auch dieses Museum aus einem Sammelsurium verschiedener Themen, alle für sich interessant, aber mir fehlt die Stringenz beim Thema. Ich habe es lieber, wenn ein Thema von hinten bis vorne und in die letzte Einzelheit präsentiert wird. Naja, kommen wir zu den Bereichen. Zunächst waren wir in der Seefahrtsabteilung, die besteht hauptsächlich aus einem 1968 geborgenen Wikingerschiff namens Ellingå. Der Name ist schnell erklärt, denn das Schiff wurde in der Mündung des Elling Å (Å heißt auf Dänisch Fluss) gefunden. Allerdings ist es kein richtiges Wikingerschiff, es wurde nicht von den Wikingern in deren Zeit gebaut, sondern im Mittelalter, genauer im Herbst 1163 (manchmal finde ich es erstaunlich, wie genau man eine Zeit bei Fundstücken bestimmen kann...). Aber es ist ein gutes Beispiel, wie die Bauweise der Wikingerschiffe bis in das Mittelalter genutzt wurde. Schön für uns bei der Präsentation des Schiffes war es, dass die Schautafeln (die meiner Meinung nach sehr informativ sind) auch mit deutschem Text vorhanden sind. Der Rest dieser Abteilung ist schnell erzählt, ein paar Galionsfiguren, ein paar Modelle von Schiffen, die in lokalen Werften gebaut wurden usw. Ziemlich langweilig also.

Die zweite von uns besuchte Abteilung über die deutsche Besatzungszeit fand ich sehr interessant und gut gemacht. Ich wusste nicht, dass die Deutschen innerhalb von zwei Tagen Dänemark erobert haben (vom 09. bis 10. April 1940), was allerdings mehr dem Realitätssinn der Dänen zu verdanken ist, da sie die Übermacht der deutschen und die Unterlegenheit der dänischen Truppen schnell eingesehen hatten. Interessant fand ich auch den Grund für die deutsche Besatzung, es ging eigentlich gar nicht um Dänemark, die Dänen haben die Deutschen beliefert (z.B. mit Lebensmitteln) und waren nicht feindselig eingestellt. Es ging um Norwegen wegen den Erzlieferungen von dort. Die Deutschen waren auf das norwegische Eisenerz angewiesen und man hat befürchtet, dass England Norwegen besetzt, um den Nachschub an Deutschland zu unterbinden. Dem wollte man zuvorkommen und der einfachste Weg ging über Dänemark. In den ersten Jahren haben sich die Dänen mit den Deutschen arrangiert, die Dänen haben sich quasi weiter selbst verwaltet. In 1943 ist die Stimmung aber gekippt, man hatte auf Deutsch gesagt einfach die Schnauze voll von der Besatzung und hat die Übereinkunft zwischen dänischer Regierung und Deutschland gekündigt. Danach haben die Deutschen das Land dann richtig unter Besatzung genommen und das volle Programm abgespielt: Gestapo, konsequente Verfolgung des Widerstands, entsprechende Gräuelmethoden bei Verhören usw. Abgeschlossen wird das Thema mit dem dänischen Widerstand (mit Schwerpunkt auf Nordjütland), der erst langsam in Schwung kam. Ich wusste auch nicht, dass Dänemark erst am 04.05.1945 befreit wurde und zwar von dem englischen General Montgomery, der sich extra in Richtung Norden beeilt hatte, um den Russen zuvorzukommen. Denn es wurde befürchtet, dass Dänemark von der UDSSR befreit werden soll, damit die einen Zugang zur Nordsee bekommen. Aber das war von den Russen eigentlich gar nicht geplant, wenn ich das noch richtig im Kopf habe.

Der Rest vom Museum ist schnell erzählt, es gibt noch eine Scheune mit einer Vielzahl von alten Pferdekutschen. Fand ich sehr interessant, Kutschen sind voll mein Ding wink. Dann ging es rüber zum Herrensitz Bangsbo, das Gebäude von außen mit dem Wall fand ich ja noch ganz hübsch, aber die Ausstellung im Inneren hat mich nicht umgehauen. Erstens war alles auf Dänisch und zweitens interessieren mich z.B. eine Ausstellung über Haararbeiten oder diverse restaurierte Räume herzlich wenig. Wer es mag... Dann ging es noch durch die Gartenanlage vom Herrensitz, alles ganz schön, dort kann man mal schlendern, wenn es nicht regnet wink. Fazit: Ganz nett, kann man besuchen, die Eintrittspreise sind fair (40 DKK pro Erwachsenen, Kinder bis 18 Jahre zahlen nichts, was ich besonders fair finde). Danach sind wir noch zu der deutschen Bunkeranlage oberhalb von Frederikshavn gefahren, ist nur ca. 1km von Bangsbo entfernt. Dort oben (für dänische Verhältnisse ist das oben wink) hat man einen tollen Blick über das Meer, die Stadt und den Hafen. Die Bunker kann man auch besichtigen, für die restaurierten Bunker muss man aber Eintritt zahlen. Wer mit kleinen Kindern die restaurierten Bunker besucht, sollte den dritten Bunker meiden oder nur mit den Kindern besichtigen. Denn dort sind ein paar Fotos mit expliziten Darstellungen von Verhören und dabei angewendeten Methoden der Deutschen vorhanden, das ist nichts für zarte Kindergemüter. Unsere Kiddies sind vorneweg gerannt und kamen ziemlich schockiert zu uns zurück... Eine Warnung der Betreiber würde auch nicht schaden, ist jedenfalls meine Meinung.

Als wir wieder in unserem Ferienhaus waren, juckte mein Bauch besonders, ich musste kratzen und dachte an einen Mückenstich. Denn anscheinend komme ich in die Wechseljahre und mein Testosteron-Haushalt ist nicht mehr existent, meine Männlichkeit, meine animalische Ausstrahlung ist verschwunden wink. Früher wurde ich nie von Mücken gestochen, das mussten immer nur die Damen in der Familie ertragen. Aber dieses Jahr mögen die Viecher mich, ich habe schon genug Stiche abbekommen. Also, ich dachte an einen Mückenstich, schaue mir die Sache genauer an und dachte mir: Das sieht aber merkwürdig für einen Stich aus, was steckt denn da für ein kleines, haariges Ding in meinem Bauch? Es war ein Zecke, ganz klein noch, gerade erst eingenistet in den Wirt, den ich spielen sollte... Die musste ich mir heute eingefangen haben, ich denke bei der Lustwandelei durch die Gartenanlage von Bangsbo. Es war Zeit für eine OP ohne geeignetes Werkzeug, denn wir haben nichts dabei, kein Pinzette. Ich habe mir eine kleine Schere geschnappt und die als Zange verwendet, den größten Teil von dem Vieh habe ich auch herausbekommen, aber leider steckte noch ein kleiner Teil in meinem edlen Körper. Den habe ich dann ein wenig aufgerichtet und die Frau des Hauses konnte den Rest dann mit ihren Fingern herausziehen, danach noch mit Alkohol desinfiziert und jetzt hoffe ich, dass dieses Mistteil nicht infiziert war. Ich habe keine Lust, nach verlängertem Rücken auch noch Kopf zu bekommen wink. Wenn in den nächsten Tagen meine Beiträge hier noch wirrer und konfuser werden, dann wisst Ihr Bescheid... Aber vielleicht sollte ich keine Witze über das Thema machen (erst war es Spaß und dann wurde Ernst daraus…) und hoffen, dass alles glimpflich abgeht.

Bleibt zum Abschluss noch die Hoffnung auf einen sonnigen Tag morgen, Rücken, Bauch und Kopf wollen an den Strand wink,
Ralf


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