Traumhafter Start in den Tag,
ich werde um 8 Uhr wach, draußen scheint die Sonne und es ist ein wolkenloser Himmel, herrlich. Dann habe ich um 8:30 Uhr den Wetterbericht auf
TV2 angeschaut und der Horror kam zurück. Im Laufe des Vormittags sollen die Wolken von Süden kommen, danach fängt der Regen an und soll den ganzen Tag bleiben. Also haben wir beim Frühstück auf die Tube gedrückt und sind sofort danach an den Strand gefahren. Wir hatten keine ganze Stunde mehr mit gutem Wetter, die Wolken konnte man im Süden schon bei der Fahrt zum Strand sehen, dort hatten wir noch ein paar Sonnenstrahlen und das Wetter wurde immer schlechter. Da der Wind auch zunehmend stärker wurde, wurde es immer unangenehmer an der Ostsee. Wir sind dann schon um 11 Uhr wieder gefahren, ab zum Einkaufen nach Ålbæk, was soll man auch anderes machen bei dem Mistwetter?! So langsam reicht es mir mit dem Wetter, so schlecht haben wir es noch nie in mittlerweile 19 Dänemarkurlauben erwischt, bis jetzt hatten wir nur zwei richtig gute und zwei halbwegs gute Tage, bei weitem nicht genug. Und nach den Wetteraussichten soll es so bleiben, das hält doch kein Mensch mehr aus. Es reicht mir, ich will jetzt gutes Wetter haben. Bei dem Alta-Supermarkt (übrigens sehr preisgünstig, dafür natürlich keine große Auswahl. Wer mal in Ålbæk Urlaub macht, sollte zunächst im Alta einkaufen gehen und, was dann noch fehlt, in dem Super-Spar kaufen) labert mich ein älterer Herr an. Es stellte sich heraus, dass er aus Lippe (Lipper trifft man einfach überall
) kommt und deswegen mit dem Nachbarkreis Kontakt aufnehmen wollte
. Er schippert seit zwei Monaten mit seinem Boot durch die Ostsee und liegt momentan im Hafen von Ålbæk, eigentlich wollte er in Skagen ankern, aber der Hafen dort ist nach seiner Auskunft eine einzige Baustelle und er ist nach Ålbæk ausgewichen.
Den Nachmittag mussten wir dann wieder mit einem Notprogramm überbrücken, wir sind wieder Richtung Norden nach Skagen gefahren und haben uns die versandete Kirche angesehen, auf Dänisch: Den Tilsandede Kirke. Na, so schwer ist Dänisch doch nicht, oder? Frau und Kinder sind den stehen gebliebenen Kirchturm hochgegangen, für mich ist das ja nichts mit meiner Höhenangst, ab zwei Metern über dem Boden wird mir schwindelig und ich muss mich krampfhaft an Wänden und Geländern festhalten. Vor drei Jahren wollte ich meine Angst mal überwinden und bin mit der Familie den Leuchtturm von Blåvand hochgestiegen, es war die Hölle für mich. Es wehte auch noch der entsprechende Wind und ich habe mich nur ganz langsam an der Kuppel mit dem Leuchtfeuer entlang getastet, ich war so was von froh, als ich wieder unten war, das ist nicht zu glauben. Seitdem lasse ich solche Experimente und versuche es erst gar nicht wieder. Anschließend ging es noch nach Skagen rein, es gibt dort eine sehr hübsche Innenstadt. Alle Häuser in der für Skagen so typischen gelben Farbe gestrichen, sehr schön. Bei einem örtlichen Immobilienmakler haben wir uns die Preise für Häuser in Skagen angesehen, da fällt man hinten rüber. Ein Haus kostet locker 3.000.000 DKK (ja, das sind Millionen, in € sind das ungefähr 400.000) und man hat noch nicht einmal ein großes Grundstück dabei, bei einem Haus waren es knapp über 200qm, bei einem anderen etwas über 400qm. Skagen scheint ein teures Pflaster zu sein, wie soll man das bezahlen können?!
Aber es ist enorm, wie viele Access Points in Skagen unverschlüsselt offen stehen. Ich hatte meinen PDA dabei und habe Testweise
mal nach offenen Zugängen gescannt. Nein, ich habe das nicht ausgenutzt, denn erstens darf man so was nicht (wobei ich nicht weiß, wie die dänische Gesetzeslage dazu ist) und zweitens mache ich das grundsätzlich nicht. Vielleicht würde ich das nur so ein bisschen machen (ich fühle mich gerade an Bill Clinton und Monica Lewinsky erinnert
), nur ein paar E-Mails lesen, mal auf der Homepage nachschauen, eben den Kontostand abfragen. Aber das ist ja kein richtiges Surfen, die paar Bits und Bytes würden keinen schädigen. Und außerdem wäre mir das zu unsicher, ich würde meine Accounts und Passworte über eine ungesicherte Verbindung eingeben und jemand könnte das belauschen, z.B. der AP-Besitzer. Ich würde ja Blut und Wasser schwitzen, was da alles passieren könnte... Ich liebe den deutschen Konjunktiv, man kann viel schreiben und trotzdem nichts gestehen
. Und so ist das mit dem Blut und Wasser auch nur theoretisch so gewesen... Allerdings stelle ich mir gerade die Frage, wenn ein Access Point nicht abgesichert (keine Verschlüsselung eingeschaltet, SSID sichtbar usw.) ist, ist es dann trotzdem illegal, wenn man den benutzt? Man muss ja keine Sicherungsmaßnahmen überwinden und nichts knacken. Ich weiß es im Moment nicht, ich denke, es ist trotzdem nicht erlaubt, bin mir aber nicht sicher dabei.
Aber was ich endlich mal erwähnen sollte, ist die unglaubliche Ruhe und Stille in Dänemark, jedenfalls an der Stelle, an der unser Ferienhaus steht. Wenn man hier abends auf die Terrasse geht (sollte das Wetter das mal zulassen...), dann hört man nichts, absolut nichts. Man hört nur das Rauschen in den eigenen Ohren und andere natürliche Quellen, wie z.B. Tiere oder den Wind. Wir wohnen in Paderborn zwar auch ruhig, aber eben in einer Großstadt, irgendeine Geräuschkulisse ist immer da, sei es aus der Ferne der Autoverkehr (weil irgendein Idiot mal wieder meint, den Motor aufdrehen oder voll auf die Bremse steigen zu müssen), einen Zug bei entsprechender Windrichtung, Nachbarn usw. Hier hört man nichts, manchmal ist das für einen Großstädter (alles ist relativ, ich weiß) wie mich nur schwer zu ertragen und ich muss mir die Kopfhörer aufsetzen, Musik voll aufgedreht
. Das war jetzt nur Spaß, ich genieße die Ruhe vollkommen, ich mag das, wenn man von der modernen Gesellschaft nichts hört und nichts sieht. Nur das Internet fehlt mir, aber das konnte ich konjunktivisch gesehen heute ein wenig kompensieren
. Vielleicht wäre ich der ideale Einsiedler mit einem 16MBit-DSL-Anschluss, wenn jemand einen Selbstversuch von mir sponsert, wäre ich dabei!
Das war der neunte Tag in Dänemark und es bleibt, wie fast jeden Tag, auch heute nur die Hoffnung auf besseres Wetter,
Ralf