Tagebuch der Tage ohne Internet


 Ralf    21 Juli 2008 : 22:45
 Keine    Das tägliche Einerlei

Heute war der Gipfel,

die Krönung, schlimmer kann es nicht werden, es kann nur noch aufwärts gehen. Es hat den ganzen Tag, aber auch wirklich den ganzen Tag nur geregnet und das bei maximal 15 Grad. Das ist bis jetzt kein Sommer, sondern ein schlechter Herbst. Aber: Ab Donnerstag geht es aufwärts, sämtliche Wetterdienste vermelden unisono, dass pünktlich an meinem ersten Urlaubstag der Sommer zurückkommen soll. Und noch mal aber: Und gemäß dem königlichen dänischen meteorologischen Institut (man darf auch kurz DMI schreiben) soll es in unserer ersten dänischen Woche auch so bleiben, den ganzen Tag Sonnenschein bei Temperaturen zwischen 23 und 26 Grad. Ich bin begeistert, tja, wenn Engel verreisen amazed. Und, was fällt mir dazu ein, wie wissen wir seit gestern? Genau, Dänen lügen nicht special.

Ich halte gar nichts von Selbstversuchen: Ich bin dann mal offline. Wenn, dann macht man so etwas im Dänemark-Urlaub. Hilfe, ich bekomme gerade einen Schweißausbruch, ab Samstag habe ich für 14 Tage gar kein Internet, wie soll ich das nur überleben?! Vielleicht sollte ich auch so ein Tagebuch wie der werte Kollege schreiben:
Tag 1: Erhebliche Unruhe, starte immer wieder Firefox, bin extrem nervös wegen der permanenten Meldung "Seite nicht gefunden".
Tag 2: Beruhige mich langsam, schreie nur noch selten am Strand.
Tag 3: Der Tag soll der schwerste sein, ich muss die 24 Stunden überstehen. Verdammt, klicke wild in meiner Favoritenliste herum, gebt mir meine Lieblingswebseiten, sofort!
Tag 4: Im Supermarkt kreise ich immer um die Abteilung mit den Seilen herum, habe sehr düstere Gedanken.
Tag 5: Habe ein Gegenmittel gefunden: GrØn Tuborg, brauche allerdings erhebliche Mengen.
Tag 6: Habe mir meinen PDA und das E61 geschnappt, mache Wardriving, aber Dänen lügen nicht nur nicht, sondern verrammeln neuerdings auch ihre Access-Points.
Tag 7: Spiele mit dem Gedanken, den Urlaub abzubrechen. Wetter wird auch schlechter.
Tag 8: Das nächste Ferienhaus muss Internetanschluss haben.
Tag 9: Ob ich vielleicht in der Nachbarschaft eine Umfrage starte? Vielleicht hat ein Haus ja Internet.
Tag 10: Das Gegenmittel hilft nicht mehr, spiele mit dem Gedanken, auf was Härteres umzusteigen, habe Aalborg Aquavit im Auge.
Tag 11: Verlegt die Dansk Telekom einen DSL-Anschluss vielleicht auch tageweise?!
Tag 12: Habe die Direktabnahme mit Aalborg Aquavit vereinbart.
Tag 13: Der letzte Abend in Dänemark, morgen bin ich wieder in meinem Reich.
Tag 14: Wieder zuhause, Arcor hat aber den Anschluss stillgelegt, weil 14 Tage nicht genutzt. Sehe mir gerade den Film Falling Down als Anschauungsmaterial an...

Hmm, irgendwie hat mich dieses theoretische Tagebuch nicht beruhigen können, im Gegenteil. Was mich gerade eben schockiert hat, ist, dass ich, der nie Fernsehen schaut, bei diesem Quiz 15 von 20 Punkten geholt hat: Wie gut kennen Sie die TV-Klassiker? Ich konnte mich sogar noch daran erinnern, was denn die Kürzel bei J.R. Ewing bedeuten, ich bin am Ende. Zu meiner Rettung: Viele Fragen stammen aus einer Zeit, in der ich noch durch einen erheblichen TV-Konsum gezeichnet war. So, einen haben wir noch. Auch das muss ich gestehen, bei dem Spiel hat bei mir der Joystick geglüht, das war der Einstieg in die Droge mit den (Computer-)Chips: Angriff der Aliens.

Nervöse Grüße wg. Urlaub ohne Internet,
Ralf