Heute geht es um Sekt


 Ralf    23 Mai 2007 : 21:54
 Keine    Das tägliche Einerlei

Disco forever,

ich sitze hier und schaue Fußball, das Finale der Champions League, es steht nun zur Pause durch ein abgefälschtes Freistosstor leider 1:0 für den AC Mailand. Das Spiel steht insgesamt für mich auf keinem hohen Niveau, Liverpool hat für mich die besseren Chancen und ist besser als Mailand (das muss ich schreiben als Reds-Fan, ist aber m.E. auch objektiv so). Aber das Liverpool zur Pause zurück liegt, hatten wir auch schon vor zwei Jahren so und dann hat Liverpool nach der Pause aufgedreht, das wird auch heute wieder so laufen, die Jungs vom Mersey River machen das, ganz sicher. Zurück zur Disco, nebenan tobt der Bär, laute Bässe durchziehen die aufkommende Nacht (ich werde noch zum Dichter wink), hoffentlich hört das gleich auf, spätestens um 23 Uhr, sonst wird es schwer mit dem Schlafen. Ist das erste Mal, die letzten Nächte war das noch nicht, Mittwoch-Disco in Pilsen also, Leute, ihr müsst morgen wieder um 6 Uhr arbeiten, also hört auf mit dem Quatsch und macht das von mir aus am Freitag...

Heute habe ich in der Firma eine Verkostung bekommen, d.h. ich habe alleine in einem Raum gesessen, vor mir sechs Gläser und dann wurden der Reihe nach die Flaschen frisch für mich geöffnet. Es fing an mit einem Sekt Extra Brut (also extra extra dry bzw. herb), hat mir sehr gut geschmeckt, ich mag keine süßen Sachen zum Trinken und der war genau richtig. Wir haben uns dann von Brut über Rosé-Sekt (schmeckt fruchtig und sehr erfrischend bei dem Wetter) bis zum süßen Sekt gesteigert. Insgesamt fünf verschiedene Sektsorten, alle waren hervorragend und man hat das herausgeschmeckt, welcher Sekt klassisch, also in der Flasche, gegärt wurde und welcher in der Tankgärung. Ich hatte am Montag auch eine Führung durch die Sektkellerei und das war faszinierend, man hat mir alles gezeigt, die klassische Variante mit Flaschengärung und kalten Degorgieren (entfernen vom Hefepfropf), damit sich die Hefe im Flaschenhals sammelt, wird die Flasche auf einem Pult regelmäßig um einen bestimmten Winkel von Hand gedreht. Das alles in einem tiefen Keller mit einer herrlichen Temperatur bei dem Wetter. Dann waren wir auch bei den großen Tanks (die 1. Gärung erfolgt z.B. in einem riesigen Tank mit einem Fassungsvermögen von 1 Million Litern!), dort erfolgt der Verschnitt, unter uns Fachleuten auch Cuvée genannt wink, von dort dann in die kleineren Tanks zur 2. Gärung, weiter zu Hefereinigung usw. Das läuft alles vollautomatisch ab und es wird eigentlich kein Personal mehr gebraucht. Also, sehr wirtschaftlich für eine Kellerei.

Zum Schluss ging es zur Abfüllung, auch interessant, lange Bänder, vom Spülen über Abfüllen, Etikettieren, Verpacken, auf Paletten stapeln geht alles automatisch auf diesen Bändern. Nur am Ende kam eine Gabelstapelfahrerin und hat die fertige Palette abgeholt. Ein Erlebnis für mich. Aber zurück zur Verkostung, nachdem wir die verschiedenen Sektprodukte durch hatten, ging es mit Weißwein weiter, auch hier die verschiedenen Sorten, auch ein Rosé zwischendurch, danach noch zwei Flaschen Rotwein und abschließend einen sehr süßen Weißwein, der aber trotz meiner Abneigung gegen süße Weine sehr lecker war, fast schon ein Likör. Insgesamt habe ich das sehr genossen, auch wenn ich am Ende (nach ca. einer Stunde...) meines Fassungsvermögens war, ich hätte keine weiteren Sorten mehr probieren können, es war genug. Zum Glück habe ich danach am Notebook sitzen und eine Datensammlung erstellen können... Ach so, ein bisschen Werbung muss sein, irgendwie komme ich immer noch nicht darüber hinweg, dass die heute für mich genau 13 Flaschen frisch geöffnet haben und ich jeweils nur ein paar Schlücke pro Flasche getrunken habe, ich rede von der Sekt- und Weinkellerei: Bohemia Sekt.

Dann werde ich langsam verfolgt, ich habe mir am Tesco-Supermarkt in der Nähe vom Bahnhof ein Pizza-Stück als Abendessen gegönnt (ich ernähre mich sehr gut in Tschechien smile, allerdings auch billig, das große Stück Pizza hat umgerechnet 1,33€ gekostet), mich dann in Richtung vom kleinen Park bewegt und in der Nähe vom Stadion direkt am Fluss niedergelassen, da quatscht mich ein alter Mann an, ob ich eine Zigarette für ihn hätte. Klar, kein Problem. Die Kommunikation lief mit Händen, Füssen und Wortbrocken ab, da er kein Deutsch oder Englisch (bis auf vereinzelte Brocken in der einen oder anderen Sprache) konnte und ich natürlich kein Tschechisch. Ich hatte ja die Hoffnung, das er verschwindet, wenn er die Zigarette hat. Aber nein, er zündete die sich an und dann ging es weiter wie gestern: Ob ich einen Euro hätte, nein kein Geld dabei, nur Karte, ob ich seine Lederweste kaufen wolle (zeigt auf die Weste, sagt warm und macht mit den Fingern das Zeichen für Geld, sagt das tschechische Wort für Kaufen, was man noch irgendwie als den Begriff erraten konnte), nein, kein Interesse. Dann meinte er irgendwie, er könne leider kein Deutsch, aber seine Tochter (das tschechische Wort dafür muss ähnlich wie Mitroschka lauten). Ich ahnte schon, was kommt. Frau konnte er sage, Sex (ist halt ein universelles Wort wink) und mir war klar, der handelt auch als Zuhälter... No, meinte ich. No mit Fragezeichen von ihm in der Art, ob ich wirklich kein Interesse hätte. No. Irgendwie ist das schon ein wenig abstoßend hier, als ob alle nur irgendwelche verwandte oder bekannte Frauen an Männer aus dem Westen vermitteln wollen. Ich habe mich dann mit dem Wort Hotel verpieselt und bin verschwunden.

Aber ich gehe nicht mehr alleine durch Pilsen, mir reicht das jetzt, zum Glück geht es morgen noch einmal mit einem Kollegen von hier zum Essen und danach ist der Trip vorbei. Ich glaube, ich überlege es mir noch einmal, ob wir wirklich hier Urlaub machen sollen. So, Schluss für heute, der DJ spricht, ich muss lauschen wink. Außerdem werden die Leute dort langsam lauter, der Alkoholpegel steigt. Und Liverpool liegt immer noch zurück, so langsam muss was kommen von denen,
Ralf

PS: Habe gerade mal bei Wikipedia nachgesehen, dort gibt es einiges zu lesen für Euch zum Thema Sekt.