Aus der Traum,
es ist wieder ein böses Erwachen aus einem Sommermärchen, nicht ganz so brutal wie in 2006, aber dennoch ist zum vierten Mal in Folge die deutsche Mannschaft kurz vor Erreichen des großen Ziels gestoppt worden. Vielleicht ist es eine der besten deutschen Mannschaften aller Zeiten, aber wenn bei jedem Turnier kurz vor dem Titel die Knie weich werden und die Mannschaft einfach nicht die Leistung abruft, dann stimmt etwas nicht. Den Deutschen fehlen einfach die Eier, die sind alle viel zu lieb und nett. Eine einzige deutsche gelbe Karte spricht Bände, man muss beißen und fighten. Ausgerechnet im Halbfinale haben die Deutschen ihre schwächste Leistung des Turniers geliefert, ein Podolski, ein Gomez, ein Schweinsteiger kann man nur als Totalausfälle bezeichnen. Sami Khedira war viel schwächer als zuletzt. Die Wechselspielchen von Löw sind dieses Mal daneben gegangen. Ich verstehe nicht, wie man Gomez gegen eine Mannschaft wie Italien vorne hinstellen kann. Gegen Italien braucht man einen wie Klose, der den Gegner auch bekämpft, im Strafraum beweglich ist und wuselt, der nach hinten hilft.
Das Kuriose ist: Selbst heute hätte Deutschland den Spielausgang noch anders gestalten können, denn es waren Torchancen da. Hätte ein Hummels nicht Buffon in die Arme gespielt, sondern ein wenig weiter links oder rechts gezielt, wäre es ein Tor geworden. Der großartige Freistoß von Reus, der von Buffon noch aus der Ecke gefischt wird. Das heißt jetzt nicht, dass die Italiener schlechter waren. Nein, die waren richtig gut und haben auch verdient gewonnen. Dass die Azzurri den Sieg wollten, hat man schon vor Spielbeginn bei den Nationalhymnen gemerkt: Die Italiener haben voller Inbrust mitgesungen, die machten einen zu allem entschlossenen Eindruck. Die Körpersprache bei denen hat alles gesagt. Die Deutschen standen einfach nur lieb und adrett herum, ein Lächeln hier, ein wenig den Mund bewegen dort. Bereits vor dem Spiel hatte ich den Eindruck, das wird heute nichts.
Ich sollte Psychiater werden
. Aber jetzt will ich auch den EM-Titel für Italien,
Ralf