Wasserstraßen,
es könnte bereits die Königsetappe des Urlaubs gewesen sein und vom gestrigen erzwungenen Ruhetag habe ich ein gutes Stück aufgeholt. Wie immer der Reihe nach. Nachdem ich bereits kurz nach 5 Uhr aus dem Bett gefallen bin, den Grund verrate ich besser nicht, musste ich mir ca. 3 Stunden die Zeit vertreiben, bis der Rest der Familie endlich wach geworden war. Nach dem Frühstück und sehr viel Kaffee stand die übliche Frage an: Was jetzt tun? Der Rest wollte mit Tram und regulärem Zug nach Brügge fahren, ich war auf mich alleine gestellt. Denn es gibt nur ein Fortbewegungsmittel für mich (neben VW-Elch

): Meine Rennräder! Draußen war es sonnig, aber kalt, und laut Wetterbericht könnte es kurz nach 12 Uhr regnen. Einfach losfahren und das Risiko eingehen? Ich habe mich dafür entschieden, aber noch ein langes Trikot angezogen. Besser war das. Ich bin ins Landesinnere nach Klemskerke gefahren, so klein ist der Ort nicht. Weiter ging es in Richtung Ostende, unterwegs habe ich einen Kanal, also ein Schiffsweg für relativ große Pötte, entdeckt. Das tolle in Belgien ist, an den meisten Kanälen führt parallel ein Radweg entlang, der nur für den besseren Teil der (Rad-)Menschheit reserviert ist. Leider musste ich nach einigen Kilometern feststellen: Falsche Richtung nach Brügge, denn ich wollte nach Frankreich.
Also kehrtmachen und wieder nach Ostende fahren. Zum Glück folgte kurze Zeit später der nächste Kanal in Richtung Nieuwpoort. Dem bin ich lange gefolgt, es waren heute in Summe ca. 30km an Kanälen entlang. Nur kurz vor Nieuwpoort musste ich den Kanal verlassen und leider über Westende fahren. Bis nach Veurne ging es an mir bekannten Strecken entlang. Danach musste ich mich durchfragen, die Belgier sind sehr nett und alle hilfsbereit. Außerdem ist Google Maps der Freund der Radfahrer. Kurz hinter Adinkerke hatte ich es geschafft: Heiliger französischer Radboden deutscher Nation

. Ich bin noch die wenigen Kilometer nach Bray Dunes gefahren, um am Meer (gut, Kanalküste) eine Pause einzulegen. Bis dahin hatte ich gegen den südlichen Wind schwerst zu kämpfen: Permanent 35km/h, dazu Böen mit bis zu 60km/h. Auf das Litening haben große Kräfte eingewirkt. Dafür war die Rückfahrt mit dem Wind im Nacken umso schöner, das Treten war auf einmal derart einfach. Ich bin die komplette Küste entlanggefahren, De Panne, Koksijde, Nieuwpoort usw. In Westende hat mich ein belgischer Radkollege angesprochen: Alles in Ordnung? Jaja, wir habe noch ein bisschen gequatscht. Kurz nach 14 Uhr nach 117km in 4:40h war die Tour zu Ende. Ab Westende hat es mich noch erwischt, leichter Regen. Der richtige Guss kam zum Glück erst, als ich im Haus war.
Danach waren nur noch Einkauf, Essen und Sofaschlaf angesagt, meine Beine sind müde. Ausblick: Die Zwei wollen morgen mit dem Auto nach Frankreich fahren, wie langweilig. Das Wetter soll sich beruhigen, weniger Wind, mehr Sonne, aber nochmals kühler

. Ich werde dem Kanal nach Brügge folgen, um nach Holland zu fahren und anschließend an der Küste zurückzukehren. Es sollen wieder 100km und mehr werden, man muss die Gelegenheit nutzen. Im Ferienhaus werde ich mich anschließend auf der Terrasse in die Sonne setzen und den maladen Körper pflegen,
Ralf